Rabbinat Nachrichten
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Das Wunder dessen, was bleibt
Der Sinn der Chanukkia, die in unserem Fenster steht und mit ihren kleinen Flammen brennt, ist pirsumei nisa: die Verkündigung des Wunders.
Und doch spüren wir, mitten in den Lichtern der Weihnachtszeit, eine leise Ironie: ein paar fragile Flammen, der Strasse dargeboten, deren Schein sich in Tausenden hellerer, lauterer Lichter verliert.
Das ist kein Zufall. Das Wunder von Chanukka ist nicht dazu bestimmt, alle anderen zu überstrahlen. Denn das Wunder von Chanukka ist ein Wunder dessen, was bleibt: eine kleine Menge Öl, die aus der Fülle überlebt hat; ein Licht, das nicht deshalb wundersam ist, weil es gross ist, sondern weil es klein genug ist, um fortzubestehen, ohne zu verlöschen. Kein Wunder des Überflusses, sondern ein Wunder dessen, was dennoch nicht verloren ging.
Dieses kleine, fragile Wunder verlangt nach Sorgfalt. Die Heiligkeit der Chanukkakerzen liegt gerade in der Zurückhaltung: darin, dass sie da sind, zum Gebrauch bereit, und wir dennoch darauf verzichten, sie zu benutzen, und uns stattdessen darauf beschränken, sie zu betrachten. Die Flammen sind lierotam bilwad: nur zum Anschauen. Die Kerze leuchtet nicht, damit wir besser sehen; sie leuchtet, damit wir verweilen. Die Flamme ist ein Bewusstseinszustand: Ihr Licht zwingt uns, langsamer zu werden, uns zu sammeln, gegenwärtig zu sein.
Unser Blick ins Feuer verbindet uns augenblicklich mit unseren Vorfahren, mit Millionen von Generationen von Menschen, die vor einer lebendigen Flamme standen, voller Staunen, gebannt und angezogen von ihrem Licht. Auf diese Weise suchen auch die Chanukkakerzen, uns mit den Generationen vor uns zu verbinden, durch den besonderen Segen, der nur über sie gesprochen wird: „in jenen Tagen zu dieser Zeit Wunder für unsere Vorfahren gewirkt hat“
Chanukka ist ein Fest, das in uns eine andere Art von Sensibilität weckt- für das kleine Licht, für das winzige Wunder; für die fragile Flamme, die wir von Generation zu Generation weitergeben, behüten und mit Sorgfalt pflegen.
Und vielleicht ist dies die Hoffnung von Chanukka: nicht, dass die Dunkelheit verschwindet, sondern dass etwas Zerbrechliches immer weiter brennt.
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